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2010 Karlshagen
Anfang Mai 2010 trafen wir uns zur Nachbereitung unser Baikonur-Reise und zum lockeren Nachdenken über weitere Aktivitäten in Karlshagen auf der Insel Usedom im Nordosten. Das Ganze sollte den Charakter eines Familienausfluges haben. Wir hatten folgendes Programm vorbereitet:

* Besichtigung des Kernkraftwerkes Greifswald, speziel des Blockes VI
* Besichtigung des Geländes der ehem. Versuchsanstalt Peenemünde West, speziell des Prüfstandes VII im Wald von Peenemünde
* Besichigung eines ehem. Kommandobunkers der Fliegerabwehrraketen-Truppen der NVA der DDR in Ladeburg nördlich von Berlin


Was das alles mit Raumfahrt zu tun hat? Wir sind technisch interessierte Menschen, die nicht nur eingeschränkt in ihrem selbst gewählten Hobby-Interessengebiet sich bewegen wollen, sondern auch angrenzende und ähnliche Themengebiete gerne betrachten.



Reiseberichte sollte man schreiben, solange die Eindrücke noch frisch sind. Mit unserem Wochenendausflug nach Karlshagen habe ich mir nun fast 5 Wochen Zeit gelassen. Es stellt sich heraus, egal was man schreibt, man wird immer irgendwo trotzdem anecken. Warum? Weil wir an drei Orten waren, die aus rein touristischer Sicht nicht ganz unproblematisch sind. Ich werde mich also kurz fassen.

Nach unserem Baikonurausflug im Dezember 2009 ergab sich die Idee zu einem Treffen der Teilnehmer. Dieses sollte natürlich an einem Ort stattfinden, der was mit Raumfahrt zu tun hat ohne gleich nach Russland oder die USA reisen zu müssen.

Dieser war mit Peenemünde schnell gefunden. Nun fährt man aber nicht hunderte Kilometer nur für ein paar Stunden auf die Insel Usedom. Also organisierten wir ein kleines Rahmenprogramm. Die Reiseorganisation erfolgte wieder über TUK. Es stand Bus und Unterkunft in Karlshagen bereit.

Als Gäste hatten wir unser Begleitung aus dem Sternestädtchen und Baikonur eingeladen. Die beiden Damen, das erste Mal in Deutschland, reisten schon 4 Tage vorher an. Im Crash-Kurs ging es durch Berlin und Dresden.

Unsere Gäste wurden zur Begrüßung ganz zünftig in die "Bar Gagarin" in Berlin Prenzlauer Berg eingeladen ... .

Für mich war interessant und zugleich schön, wie viel Leute sich in das Projekt „Ksenia“ engarschiert haben. Also klopfen wir uns alle auf die Schulter und sagen uns: Es war große Klasse, mal unsere Heimat zu zeigen.



* 1. Tag - Besichtigung des Kernkraftwerkes Greifswald, speziel des Blockes VI

Am Freitag ging es dann in Richtung Norden los. Busfahrt nach Lubmin bei Greifswald zur Besichtigung des ehemaligen KKW „Bruno Leuchner“. Bei nicht ganz so tollem Wetter (... es war total besch. !) besichtigten wir den Block VI. Lieber Leser: Das geht wirklich ohne Probleme! Sie müssen sich nur vorher anmelden. Der Block VI war fast fertig gebaut, als Anfang der 90er das AUS kam. So durfte es eigentlich einmalig in der Welt sein, ein Kernkraftwerk im (fast) betriebsfertigen Zustand besichtigen zu können. Egal ob man für oder gegen Kernkraft aus Prinzip ist: Es sei allen empfohlen, sich das mal anzusehen um einen kleinen Eindruck zu bekommen, was es eigentlich technisch bedeutet, die Kernkraft zu nutzen.  


Und so ging es durch Schleusen, Amaturenräume, Betonwände, Leitwarte, Maschinenhäuser, Dächer bis in die Eingeweide des Reaktors.




Einige Fotos von Uwe

Drei Werbe-Schriften, bzw. Selbstdarstellungen der EWN (Energiewerke Nord GmbH), erhältlich im Informationszentrum der EWN am Standort KKW Greifswald.






Ich bin weit davon entfernt, für ein Unternehmen Werbung zu machen, aber bei einem Besuch des Kernkraftwerkes Greifswald sind diese Heftchen eine gute Informationsquelle und Ergänzug zur Führung. Zum Unternehmen der dazugehörige Link:
http://www.wak-gmbh.de/ewngruppe/ewn/standort-greifswald/das-unternehmen/firmenportraet-aufgabe.html
Auch soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass Wirken der EWN offenbar nicht ganz widerspruchslos in der Bevölkerung vor Ort gesehen wird. Ich werde aber an dieser Stelle das Thema nicht weiter vertiefen.

"Ein Atomkraftwerk kommt auf den Schrott"

Das ist der Titel einer Dokumentation des Fernsehsenders ARTE, die sehr anschaulich die Kompliziertheit und Komplexität der Problematik Rückbau eines Kernkraftwerkes zeigt. Leider ist die gesamte Dokumentation bei youtube heraus genommen worden. Bestimmt läuft aber diese sehr interessante Dokumentation noch einmal bei Arte oder einem anderen Sender.

Am Abend sitzen wir in gemütlicher Runde zusammen. TUK  hat einen Beamer mitgebracht und ich meinen Lap. Lustige Videos werden gezeigt von Baikonur und anderswo. Es wurde viel gelacht. Worüber? - Das ist aber alles privat.
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* 2. Tag - Besichtigung des Geländes der ehem. Versuchsanstalt Peenemünde West

Zweiter Tag - Hauptaktivitäten-Tag. Nach dem Frühstück geht es vom Hotel in Karlshagen nach Peenemünde. Herr Achim Joachim Saathoff ist zugestiegen. Kurzer Zwischenstopp bei ihm zu Hause. Wir müssen noch seinen Hund mitnehmen. Das Riesenfieh saust erst einmal durch den Bus um allen guten Tag zu sagen. Während der gesamten Tour wird das liebe Tier alle Teilnehmer mit Knüppel/Stöckchen holen beschäftige. Eins stellt sich jedenfalls schnell heraus. Der Hund kennt den Weg ganz genau.


Der Wald von Peenemünde-West ist irgendwie magisch. Ich zeige bei der Wanderung ein zylinderförmiges kleines Teil und erzähle was von „Verdichterdüse“ und „Alkohol/Sauerstoff-Einspritzer“. Leider währt der Scherz nur wenige Sekunden, als jemand fragte, was ich denn hier mit dem verrosteten NVA-Nebelkörper mache.... . Aber die Augen der Zuhöhrer ….. ! Oh! Ah! Toll! Ein Original-Teil...- Nein!? Doch nicht? Schade! . Gut, Spaß sollte immer dabei sein. Achim Saathoff führt uns durch eine virtuelle Welt. Ständig zeigt er Fotos von Gebäuden und erläutert wo wir gerade stehen - auf dem Foto. Man könnte glauben, der Mann bewegt sich in einem Paralleluniversum in einer anderen Zeit. Durch seine Erzählungen verschwinden in Gedanken die Bäume und die weiträumigen Bauten der ehemaligen Versuchsanstalt tauchen auf. Wir gehen durch Straßen, an Gebäudekomplexen vorbei, überqueren Eisenbahnschienen und sehen technologische Anlagen. Aber nur virtuell! Die Natur hat sich in den letzten 60 Jahren fast alles zurück geholt. Der Mann ist ein wandelndes Geschichtskronikum mit integriertem räumlich/zeitlichen Navigationssystem! Unsere russischen Freunde können das alles leider nicht so nach vollziehen. Für Sie ist es ein Phänomen, wie gestandene Männer durch den Wald wandern und sich an jedem verrosteten Stück Betonstahl erfreuen und staunen.







http://www.youtube.com/watch?v=7KsvyPlnQoI

Video von Sören.  Danke!


Einige Fotos von Uwe

Höhepunkt ist dann das Areal des ehemaligen Prüfstandes VII. Von hier erfolgte das A4-Testschießen. Man erahnt noch die Abmessungen der Anlage. Optisches herausragendes Überbleibsel: Ein Fallmantelhydrant und Reste eines Betongrabens.


Nach diesem hochinteressanten und zu keiner Sekunde langweiligen Ausflug in den Wald geht es noch kurz über das Areal des Flugplatzes. Leute: Dort stehen noch die Überreste einer IL-28U (!!!). Vielleicht kann man da noch was retten.

Am Nachmittag ist dann individuell Zeit, sich noch einmal das Museum im ehemaligen Kraftwerk Peenemünde anzusehen. Alles in allem: Ein gelungener Ausflug.
Es sei an dieser Stelle erwähnt, das ich (und nicht nur ich) den Eindruck haben, dass in der peenemünder Museumslandschaft verschiedene Kräfte, nun sagen wir mal diplomatisch, zu mindestens nicht unbedingt miteinander arbeiten. Das ist sehr sehr schade. Das Thema Peenemünde, Raketen, V-Waffen ist sehr komplex. Es nur auf die technische Leistung zu beschränken wäre genau so töricht, wie diese auszublenden. Ein einfacher Weg ist das nicht.
Ich komme aus meiner Haut dabei nicht heraus. Am Sonntag um 6:00Uhr morgens bin ich allein auf dem Weg durch den Wald zum Friedhof von Karlshagen. Drei Sonnenblumen für die Toten der Rakete. Für alle.... .


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Homepage des Historisch-Technisches Museum Peenemünde.  Dabei handelt es sich um das Areal des ehemaligen Kraftwerkes.
http://www.peenemuende.de/

Homepage der Flugplatzausstellung Peenemünde-West.  Dabei handelt es sich um das Areal des Flughafens und des Waldgebietes mit dem ehemaligen Prüfstand VII.   

http://www.peenemuende-west.de/

Literaturtip:
Persönlich (andere werden andere Vorschläge haben) empfehle ich zur individuellen Vorbereitung das Buch "Raketenspuren". Selber besitze ich die 2. Auflage von 1996 und die 6. Auflage von 2008.

Ein interessantes Stück DDR-Filmgeschichte ist der zweiteilige Spielfilm "Die gefrorenen Blitze" von 1967. Obwohl hier mit künstlerischen Mitteln des Spielfilmes gearbeitet wird und alle wichtigen historischen Personen mit anderen Namen frei gestaltet sind, gibt der mit sehr großem Aufwand gedrehte Film einen interessanten Einblick in die Problematik der V-Waffen-Entwicklung, deren Produktion und den europaweiten Kampf dagegen. 

Raketenspuren, 6.Auflage


Eine dokumentierte Führung über das Gelände der ehemaligen Erprobungsstelle der Luftwaffe und des NVA-Flugplatzes.

Nach einem Besuch im Wald von Peenemünde-West eine gelungene Ergänzung und Nachbereitung.


DVD-Tip: DEFA-Spielfilm von 1967


Die Geschichte von Peenemünde und der Entwicklung der Fernrakete A4 (V2) kann man nicht ohne die Geschichte des KZ Dora erzählen. Das gehört untrennbar zusammen. Obwohl räumlich getrennt, an dieser Stelle auch dazu ein kleiner Literaturhinweis.


AFTER THE BATTLE - NUMMER 101 (deutsch)

erhältlich u.a. im Museumsshop der Gedänkstätte DORA

Begleitband zur KZ-Gedänkstätte Mittelbau-Dora

Bilder aus dem Berg (2009)


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* 3. Tag - Besichigung eines ehem. Kommandobunkers der Fliegerabwehrraketen-Truppen der NVA


Leider war am Sonntag dann für einen Teil dann schon wieder die Zeit des Abschieds gekommen. Die Meisten fuhren aber im Bus mit nach Berlin. Nördlich vor Berlin in Ladeburg hatte ich zum Abschluss noch die Besichtigung einer Bunkeranlage der Fla-Raketentruppen organisieren können. Dank der hervorragenden Führung konnten wir einen kleinen Eindruck gewinnen, was es bedeuten könnte, Tage oder Wochen unter der Erde nach einem Atomschlag leben zu müssen. Diese Bunkeranlage ist nichts für Leute, die mal ein bisschen Grusel haben wollen ala Geisterbahn in Disneyland. Wer hier wieder ans Tageslicht steigt, sollte mindestens zwei Erkenntnis gewonnen haben:

  1. Ein Glück, das diese Anlage nie im „heißen“ Einsatz sein musste.

  2. Tun wir alles, das es nie zu so einem solchen  „heißen“ Fall kommt.


Von der Besichtigung der Bunkeranlage Ladeburg dürfen/können/wollen wir nur wenige Fotos an dieser Stelle veröffentlichen.
Das bei youtube eingestellte Video ist aber ausagefähig genug.
Noch einmal Dank an dieser Stelle an Herrn Stein für die fachkundige und geduldige Führung und das opfern seiner Zeit für uns auch an einem Sonntag.  Interessenten für einen Besuch der Anlage folgen bitte dem Link: http://www.bunker-ladeburg.de/







http://www.youtube.com/watch?v=mC0OFL4QEaY

Das "offizielle" Video zum Bunker Ladeburg bei youtube.

Da ging es hinein .

Die Anlage, von mir fotografiert von einer Windenergieanlage in 75 Meter Höhe im Jahre 2006


2010 Karlshagen
2010 Moskau
2010 ILA
2010 Bleicherode
2010 Neubrandenburg
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