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TERESCHKOWA-50

Vor 52 Jahren flog der erste Mensch (der erste Mann) in den Weltraum. Viele folgten ihm ... .

Vor 50 Jahren flog die erste Frau in den Weltraum. Viele folgten ihr ... ?

Von 528 ins All geflogenen Raumfahrern waren 56 Frauen. Von 113 sowjetisch/russischen geflogenen Kosmonauten waren 3 Frauen. Aber Europa ist auch nicht besser: Bislang gab es eine geflogene ESA-Astronautin, Claudie Haignere. Der Flug der Britin Helen Sharman zur Raumstation MIR 1991 war zuvor rein britsch. (Quelle FliegerRevue 06/2013)

Ich bin kein Freund von großen Jubelfeiern ala "Auch Frauen stehen im Weltall ihren Mann...!".  Das sogeriert immer noch, das es etwas Besonderes ist, eine Frau in den Kosmos zu schicken. Auch halte ich nichts von einer "Frauen-Quote" für Raumfahrer. ABER: Ich bin für Chancengleichheit ! Jeder, der sich bewirbt, sollte nach seiner fachlichen Eignung, und zwar ausschließlich danach, ausgewählt werden. Leider ist das in der Vergangenheit nicht erfolgt. Das gilt für die erste Frau genauso, wie für viele andere, die nicht geflogen sind. Mit der Entmystifizierung des Raumfahrerberufes wird es zukünftig hoffentlich auch mehr Frauen im Raumanzug geben. Im Kino, in Since-Fiction-Filmen, ist das schon Realität... .

Ergänzende Literatu:

Umstritten: Frauen im Wetraum, Artikel von M.Gräfe in der FliegerRevue 06/2013, Seite 34 - 36.

Frauen im All, Horst Hoffmann, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2002, 512 Seiten

Raumanzug von W. Tereschkowa im Museum im Sternenstädtchen bei Moskau

(Foto: A.Weise, 2008)

Landekapsel Wostok-6 von W. Tereschkowa im Werksmuseum ENERGIA in Koroljew

(Foto: B.Diecke, 2008)

Ein 4,5-Centimeter-Wälzer zum Thema und auch schon 11 Jahre alt.  Leider nur noch antiquarisch zu bekommen.

http://www.flickr.com/photos/planetbond/sets/72157612379863486/

Der britische Comic-Zeichner Philip J. Bond zeichnete 2009 geflogene Raumfahrerinnen. Herausgekommen sind die bei FlickR zu sehenden liebenswerten Zeichnungen.

Bitte jetzt keinen Aufschrei: Es sind Karikaturen ! Und über Kunst läßt sich streiten. Nicht auszudenken, er hätte sich an die männlichen Raumfahrtkollegen herangewagt... !

Nebenstehend über das Bild ist der Link zu der entsprechenden Seite und der Slide-Show bei FlickR. Bitte auf das Bild clicken.


 

Gedanken an Walja

Zum 50. Jahrestag des Raumfluges von Walentina Wladimirowna Tereschkowa

(veröffentlicht in Raumfahrt Concret Heft 77/2/2013 Seite 5 in leicht geänderter Form)

Liebe Walja,

vor nunmehr 50 Jahren flogst Du als erste Frau in den Weltraum. Du hattest immer davon geträumt, einmal ins All zu fliegen. Du bewundertest Gagarin. Du hattest es in Deinem bisherigen Leben nicht leicht. Trotzdem hast Du Dich für die Konsmonautenschule beworben und endlich wurdest Du 1962 aufgenommen.

Nein, Du warst nicht die Idealbesetzung für den Flug. Andere Mitbewerberinnen waren Piloten und Ingenieure. Du warst bloss eine einfache Textilarbeiterin, die an der Abendschule sich weiter gebildet hatte. Das aber gefiel den oberen Herrschern. Die wollten Dich für ihre Propaganda. Wissenschaftliche Erkenntnisse waren ihnen egal. Du solltest in den Weltraum fliegen und als strahlende Heldin zurück kommen.

Du flogst in den Weltraum. Am 19.Juni 1963. Aber kehrtest Du als strahlende Helden zurück?

Du bekamst während des Fluges die Raumkrankheit. Dir war fürchterlich schlecht. Ein Phänomen, was selbst heute noch nicht völlig erforscht ist. Brühmte Raumfahrer erlitten auch diese Krankheit. Frank Borman von Apollo-8 und auch unseren Hans Schlegel auf der ISS erwischte es. Aber Dir war es verboten, krank zu sein. Du hattest ja die makellose kosmische Heldin für die Propaganda darzustellen. Und so tatest Du das, wovon Du der Meinung warst, es sei zwingend notwendig. Du verschwiegst Dein wirkliches Befinden und hast nichts gegessen. Drei lange Tage lang. Dabei warst Du länger als ein amerikanischer Astronaut zuvor, im Weltraum. In diesem Zusatnd ist Dir dann so mancher Fehler unterlaufen.

Aber Du hast eisern geschwiegen. Wußtest Du , dass nicht nur Dein Schicksal, sondern das des gesamten sowjetischen Frauen-Raumfahrtprogrammes davon abhingen?

Nach der Landung sieht man Dich auf den ersten Filmaufnahmen völlig erschöpft und fertig. War das ein Wunder nach diesem Flug? Die Filmaufnahmen sind erst einmal von der Zensur kassiert worden und erst später wieder aufgetaucht. Du wurdest als strahlende makellose Helden präsentiert. Ob Du wolltest oder nicht. Viele Jahre lang.

Erst nach sovielen Jahren des Schweigens und der Verschleierung kommen ganz langsam die Einzelheiten Deines Fluges ans Licht.

Heute beschäftigen sich ernsthafte Historiker und Journalisten damit, herauszufinden, was damals wirklich passiert ist und warum. Sie werden das im Kontext mit allen damaligen aktuellen Gegebenheiten sachlich analysieren.

Leider wird es auch Einige geben, die nur nach dem Skandal, dem Fehlverhalten und dem schief gegangenen hinterher jagen. Das ist nunmal bei uns in unserer schnelllebigen, gnadenlosen Medienlandschaft so. Nur „bad news are good news“.

Liebe Walja! Ärgere dich nicht darüber! Eins wird Dir keiner nehmen können: Du warst die Erste. Die erste Frau weltweit, die in den Kosmos geflogen ist.

Und dafür Dir alles Gute!


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